Neue Route am Prophetas im Cochamo Valley
Cochamo/ Patagonien/ Chile
Um uns an den Fels in Cochamo zu gewöhnen kletterten wir eine nicht ganz 900 Meter lange Route am Cerro La Junta. Da sich die Kletterei schwierig gestaltete und die letzte Seillänge schlichtweg nicht existierte, mussten wir im Abstieg ungeplant biwakieren. Von unserem unbequemen Biwakplatz aus erspähten wir früh morgens eine Linie. Die Linie befindet sich auf der anderen Talseite und ist durch ein Risssystem klar vorgegeben. An nur einer Stelle sieht der Fels unkletterbar aus.
Erschöpft zurück
Erschöpft stiegen wir ab zum Campingplatz. Der Abstieg führte zuerst über steile Reibungsplatten und danach in den Dschungel. Im Dschungel war der Weg schmutzig, schmierig und steil. An einer Stelle ist es so steil das man ein fixiertes Seil verwenden muss.
Am Campingplatz angekommen, erschöpft und müde, glaubten Gerda und ich nicht dass wir diesen Weg jemals mit schwerem Haul Bag aufsteigen würden.
Aufstieg mit schwerem Gepäck
Jedoch am nächsten Tag waren wir schon unterwegs, mit schwerem Gepäck, auf dem oben beschriebenen Weg. Nach drei Stunden sind wir an unserem Camp am Wandfuß angekommen. Wir begonnen sofort mit den Vorbereitungen für die Route. An diesem Tag kletterten wir noch die ersten drei Seillängen bis zum ersten Band. Die Kletterei ist leicht, nicht ganz senkrecht und der Riss ist verschlossen. Das heißt: Es ist keine Absicherung möglich. Aufgrund der schlechten Absicherung kletterte ich technisch, meist an Beak´s. Ein paar Hook´s sind auch nötig. Haken und Friends können im unteren Teil nur wenig verwendet werden. Die Verwendung von Klemmkeilen in der ganzen Tour beschränkt sich auf eine Handvoll.
Mehr technische Kletterei
Nachdem der Stand am Band eingerichtet war, Gerda hat einen 10mm Bolt mit der Hand gebohrt, ging es weiter. Vom Band weg ist die technische Kletterei schwierig. Es beginnt mit drei Hook´s in einer Reihe, danach folgen mehrere Beak´s, dann endlich konnte ich einen Camalot Größe Eins versenken. Die Seillänge geht in dieser Gangart weiter, bis nur durch einen Pendelquergang der nächste Riss erreicht werden kann. Wie sich herausstellen sollte ist diese Seillänge die Crux in technischer wie auch in freier Kletterei. Da uns das Wetter immer wieder einen Streich spielte, sollte es einige Tage dauern bis wir endlich am Ausstieg stehen durften.
Am Gipfel
Überglücklich genossen wir den Ausblick über das Cochamo Valley, an diesem wunderschönen Tag. Unsere Gipfelrast blieb nicht unbemerkt. Zwei riesengroße Vögel, Condore mit einer Flügelspannweite von mehr als zwei Metern haben begonnen um uns zu kreisen. Zuerst große Kreise, die aber nach und nach immer kleiner wurden. Dieses Spektakel beunruhigte Gerda ein bisschen. Die Condore kreisten immer enger und fixieten uns mit ihren Blicken. Durch ihre Fixiertheit auf uns, schauten sie nicht wo sie hin flogen. Diese Unaufmerksamkeit war es, die uns zu Zeugen eines spektakulären Vorfalls machte. Die Condore krachten mit voller wucht zusammen. Die Vögel kamen ins Trudeln, jedoch bevor sie am Felsen aufschlugen hatten sie die Situation wieder unter Kontrolle und glitten meiner Meinung nach beschämt davon. Erleichtert dass, die Könige der Lüfte ihr Interesse an uns verloren hatten, setzten wir unseren Abstieg fort.
Abseilen und Abstieg
Während des Abseilens richteten wir die Route teilweise mit Bohrhaken ein, um sie frei klettern zu können. Jedoch 10 Bolt´s vor Vollendung der Bohrarbeiten gab sich der Akku der Bohrmaschine auf. Das hieß, wir mussten in Tal absteigen um den Akku aufzuladen. Gesagt getan. Im Base Camp erholten wir uns von den Strapazen der letzten Tage, während der Akku geladen wurde. Am Tag darauf wollten wir wieder aufsteigen um die restlichen Bohrhaken zu setzten. Wenn die Route fertig eingerichtet wäre zum Freiklettern war unser Plan,diese von unten bis zum Top in einem Zug durchsteigen. Sämtliche Einzelzüge in der Route wurden von uns schon geklettert, nur ein kurzer Swing in der 7b Seillänge ist noch nicht frei geklettert. Doch dieser kurze Seilpendler ist eine Attraktion und kein Schönheitsfehler.
Sieben Tage Regen
Am nächsten Tag regnete es heftig und wir konnten nur abwarten. Der Regen blieb hartnäckig, es regnete sieben Tage durch. Am siebten Tag hatten wir die Nase voll. Gerda und ich beschlossen aufzusteigen. Der Aufstieg gestaltete sich teilweise sehr schwierig. Dreckiger Dschungel, schmierige steile Reibungsplatten und der angeschwollene Gebirgsbach kosteten uns einiges an Zeit und Kraft. Nach ca. drei Stunden standen wir nass aber glücklich am Einstieg. Es flossen kleine Sturzbäche über die Wand. Wir mussten feststellen dass an Freiklettern unter solchen Bedingungen nicht zu denken war. Deshalb stieg nur ich an den fixierten Seilen auf um das Material, Seile, Friends usw. aus der Wand zu holen.
Fertigstellen der Route
Bei der Gelegenheit bohrte ich die letzten noch fehlenden Bohrhaken, damit die Route auch ohne Todesmut frei zu Klettern ist. Während der ganzen Aktion am Fels regnete es in Strömen und ich bin durch und durch nass geworden. Wieder am Boden war ich zwar nass, aber glücklich. Glücklich und Erleichtert. Unsere Route war fertig, es fehlt nur mehr die durchgehende freie Begehung. Da der Regen nicht aufhören will, stiegen wir ab ins Tal zu unserem Zelt.
Keine Wetterbesserung in Sicht
Im Base Camp checkten wir den Wetterbericht, es sollte schlecht bleiben die nächsten Zeit. Es regnete nun schon acht Tage und es war kein Ende in Sicht. Da unser Urlaub sich langsam aber sicher dem Ende neigte beschlossen wir unsere Abreise.
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