Ein kurzer Blick in den Kletterführer und ich lese, masterpiece, amazing roof und es steht fest. Ich steige ein! Im Vorstieg natürlich. Entspannt klettere ich zur schweren Stelle. Die Route ist noch im Schatten und es weht ein angenehm kühler Wind. Kurz vor der Schlüsselstelle lege ich einen Friend in den Riß, es durchzuckt mich der Gedanke, dass der Friend etwas zu klein ist für diesen Riß. Jedoch ich klettere entschlossen weiter. Die Schlüsselstelle liegt hinter mir, meine Unterarme sind total übersäuert und es wird Zeit das ich die nächste Zwischensicherung anbringe. Ich versuche eine Hand zu lösen um ein Klemmgerät vom Gurt zu nehmen doch meine Kräfte schwinden. Schnell greife ich wieder in den Riß um den Sturz zu vermeiden. Durchatmen. Nächster Versuch. Genau in diesem Moment rutscht mein Fuß weg. Ich stürze. Ich stürze in den Friend der meiner Meinung nach etwas zu klein ist an der Stelle. Ein Schrecken durchfährt mich. Werde ich auf den Boden knallen?
Er hält! Der Friend hält. Ich hänge circa drei Meter unter ihm im Seil, total ausgepowert, leer. Nach einer Pause ziehe ich mich hoch und klettere die Route fertig. Der Rest ist noch extrem anhaltend aber nicht mehr so schwer.
Meine Finger sind zerschunden. An den Knöcheln der letzten Fingerglieder befindet sich nur mehr wenig Haut – Spuren eines erbitterten Kampfes! Jede Bewegung der Finger und jede Berührung der offenen Stellen läßt mich, vor Schmerz zusammenzucken.
Beim nächsten Versuch Tape ich mir meine wunden Finger um den Schmerz etwas erträglicher zu machen. Durch diese dünne Schicht Sporttape an meinen Fingern ist es mir fast nicht mehr möglich die Finger in den Riß zu stecken. Der Riß ist zu schmal für meine eingetapten Finger.
Es folgen ein paar voll motivierte Versuche in der heißen Sonne. Obwohl mir bewußt ist, das die Chancen diese Route bei den vorherrschenden Temperaturen zu klettern gleich Null ist. Jedoch ist es ein gutes Training für den Tag X.
Tag X. Die Sonne verzeiht sich hinter den dunklen Wolken. Ein heftiger Regenschauer nähert sich mit hoher Geschwindigkeit. Der Wind weht stark und es ist bitter kalt. Ideale Bedienungen für meinen Durchstiegsversuch. Ich steige ein. Der Fels ist kalt. Die Reibung ist um ein vielfaches besser als bei all meinen vorangegangen Versuchen. Total entspannt klettere ich über die Schlüsselstelle. Bleibt nur mehr der pumpige Ausstieg. Mitleerweile regnet es. Durch die Steilheit der Wand stört mich der Regen jedoch nicht wirklich. Ich nähere mich dem Umlenker mit großen Schritten und click! Macht der Karabiner am Stand. Ich kann es gar nicht glauben! Eine weitere wunderschöne Route fügt sich meiner Routenliste an. Ruby´s Cafe 5.13- Fingercrack
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