Trad klettern in den Lofoten
Bereits bei meinem ersten Besuch im Polarkreis 2012 in Tromsø¸ wurde mir klar, dass ich unbedingt wieder an den Granit Nord-Norwegens zurückkehren muss. 2015 war es dann soweit. Eine Einladung zu einem Kletterfestival auf Fugløya, nahe Bodø, brachte mich zurück in den Polarkreis und den dortigen Granitfelsen.
Ich kommen wieder
Am Ende der Reise war klar, ich komme wieder! Dieses mal jedoch nicht hauptsächlich zum selber klettern, sondern um das klettern zu lehren, genauer gesagt um das trad-klettern zu lehren. Das trad- klettern, klettern ohne Bohrhaken, ist in den Lofoten ganz normal. Bohrhaken sind verpönt und damit selten. Wer auf den Lofoten klettern will, muss den Umgang mit mobilen Sicherungsmitteln beherrschen.
T-shirt und kurze Hose
Ende Mai war es dann soweit, ab mit dem Flugzeug nach Bodø. Nach einem langen Flug und noch einigen Klettertouren am selben Tag, geht es am nächsten Tag weiter in die Lofoten. Das Wetter ist für diese Breite weit über dem Durchschnitt. Es ist heiß! Mit T- Shirt und kurzer Hose beginnt der erste Kletterkurs. Die Kursteilnehmer, alles Norweger, sind die starke Sonneneinstrahlung nicht gewöhnt und bekommen trotz exzessiven Einsatzes von Sonnencreme einen eher rötlichen Teint.Sonnenverwöhnt vergeht die erste Kurswoche. Einzig bei der kleinen Abschlussprüfung ist es durch den Windchill etwas kühler als an den Vortagen.
Erkundungstour
Am Donnerstag endet der erste Kurs, der nächste beginnt am Montag, Zeit für mich zu klettern und die Insel etwas zu erkunden. Diesmal steht mir ein Auto zur Verfügung, im Gegensatz zu letztem Jahr. Freitag und Samstag gibt sich das Wetter nass und windig. Zum klettern nicht wirklich geeignet, daher entscheide ich mich für eine Erkundungsfahrt mit dem Leihauto.
Zu Besuch bei der Ziege
Sonntag, sonnig und nicht zu kalt. Einer netten Klettertour steht nichts im Weg! Ausser der Tatsache das ich keinen Kletterpartner habe. Nach einem Gespräch mit zwei netten Mädels am Campingplatz ist dieses Problem auch gelöst und wir ziehen zu dritt los Richtung Svolvær, zur Goat, vielleicht die beeindruckendste Felsformation auf den Lofoten. Den Abschluss der Tour bildet ein Sprung von einer Gipfelnadel zur anderen mit Blick auf die Stadt, darunter und das Meer. Ein geniales Ambiente! Die Kletterei ist für uns nicht schwierig, der Sprung sorgt für Herzklopfen. Danke für diese schöne Tour Stine und Laura.
Regen, Wind und kaputte Zelte
Der Ausgleich für das übertrieben schöne und heiße Wetter folgt in der nächsten Woche. Mit Kursbeginn am Montag beginnt es zu regnen und zu winden. Alles ist nass. Die Temperaturen sind eher bei 5° als bei 15° C. An ein Notprogramm oder an eine frühere Rückkehr zu unseren Zelten und zum beheizten Tipi denkt jedoch keiner der Norweger und Norwegerinnen, die Studenten des Friluftsliv sind das mässige Wetter gewöhnt. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch geht es richtig zur Sache, Sturm! Viele Zelte werden zerstört, Stangen verborgen und gebrochen. Sogar die extrem robuste Stange unseres Mannschaftstipis muss sich dem Sturm ergeben und bricht. Das einzige Zelt im Camp das am morgen steht ist meines. Geschützt durch eine kleine Wand und einer Mulde, bekomme ich das rege Treiben der Nacht gar nicht mit. Am morgen um 8 Uhr werde ich geweckt, mit der Frage ob ich mitkomme in ein Restaurant zum Frühstück. Erst bin ich verwundert, Frühstück im Restaurant das ist so gar nicht friluftsliv! Nach dem verlassen des Zeltes kann ich diese Entscheidung sehr gut nachvollziehen. Ab ins Restaurant, frühstücken, Sachen trocknen, etwas Schlaf für die übermüdete Mannschaft. Danach wird das Camp wieder aufgebaut, die restlichen Sachen getrocknet und die Stange des Tipi durch einen Baum ersetzt. Da sind die friluftsliv´ler in ihrem Element. Das Wetter bessert sich soweit, dass wir am Abend sogar noch etwas bouldern können. Der letzte Kurstag, Donnerstag, zeigt sich wieder von der guten Seite, sodass auch diese Gruppe zumindest einmal in der Sonne klettern kann. Am Abend gibt es Lamm aus der Kochgrube, einem Erdloch, schlemmen wie die Wikinger.
Genussklettern
Mein Rückflug ist für Sonntag gebucht, zwei Tage um selber ein bisschen zu klettern. Als erste Tour kletterte ich mit Niki, einem Freund aus Österreich der zeitgleich auf den Lofoten urlaubt, den Voga Risset. 6+ norwegisch, ein off-with. Coole Route, anspruchsvoller Zustieg. Um diesen Riss sicher klettern zu können ist ein #4 und ein #5 Camalot notwendig. Ein zweiter #5 schadet nicht. Es folgen weitere Routen, darunter die Butter Arms 8+ norwegisch. Leider ist kein schneller Rotpunkt möglich. Aber vielleicht klappt es ja nächstes Jahr.
Sportklettern und Heimreise
Den letzten Tag klettere ich mit meinem Gastgeber Georg. Das Gebiet Brathammer ist mir bereits aus dem Vorjahr bekannt und steht für Hochqualitativen Gneis und Sportklettermoves. Ein paar 7b´s gelingen mir im on-sight. Ein guter Abschluss.Es war wieder einmal genial im Norden. Ich komme sicherlich bald wieder.
[gdl_gallery title=”lofoten-klettern-kurs-2016″ width=”200″ height=”200″ ]